Dienstag, 10. April 2012

Rigoletto - Köln, 09.04.2012


Die Oper Köln geizte für ihren neuen Rigoletto nicht mit tollen Sängern. Nach den ersten Vorstellungen mit Korchak, Brück und Palimina holte sich die Oper Köln Zeljko Lucic für die Titelpartie.

Der serbische Bariton wurde seinem Ruf, der ihm vorauseilte, sehr gerecht. Sein perfekt sitzender, vielleicht etwas monochromer Bariton verfügte über die passende Legotokultur, aber auch über die aufbrausende, dramatische Wucht. Doch selbst er hatte in wenigen Momenten mit dem Gürzenich-Orchester zu kämpfen, dass offensichtlich das Forte der Sänger überschätzte. Das war aber das einzige Manko bei den Instrumentalisten, die ansonsten einen wirklich sehr schönen Verdi spielten. Alain Altinoglu entlockte ihnen sehr schön sensible Momente. Eine Pause konnte bei ihm ein spannungsgeladener Aussetzer sein und nicht nur eine notierte Stille. Etwas mehr Feuer, etwas mehr Sogkraft hätte das Werk aber wohl vertragen können. Mit sicherem Gehör und präzisen Einsätzen wachte der Dirigent über den heiklen Ensembles. Beinahe aber wären die schwierigen Männerchöre zur Bühnenmusik im ersten Bild doch noch auseinander geflogen. Ansonsten hatte Andrew Ollivant den Chor auf seine Aufgaben gut vorbereitet.

Im Ensemble präsentierten sich zwei Männerrollen auf hohem Niveau: Oliver Zwarg feuerte den Fluch des Monterone mit Nachdruck ab und Dennis Wilgenhof verlieh dem Sparafucile seinen schwarzen Bass und eine riesige Gestalt. Neben Lucic mussten die beiden anderen Hauptpartien zwangsläufig verblassen, schlugen sich insgesamt achtbar. Jeongki Cho konnte als Schürzenjäger schon durch sein schmeichelndes Timbre für sich einnehmen, das allein für sich schon ein Besuch der Aufführung wert war. Seiner Stimme fehlte schlichtweg aber an Größe für den Herzog, der ganz mühelos das Auditorium erreichen müsste. Jutta Böhnert hatte als Gilda viele schöne Momente, wie etwa ihr makelloses Caro nome, oder auch ihre Sterbeszene. Doch dazwischen gab es immer wieder Einbrüche in der Intonation und auch die Höhe wollte nicht immer mühelos ansprechen.

Dass die beiden letztgenannten nur lediglich nette Portraits ihrer Rollen zeigen konnten, geht sicher auch zu Lasten von Katharina Thalbachs Inszenierung. Zeljko Lucic konnte sich durch seine lange Rollenerfahrung selber ein bisschen helfen, der Rolle Tiefgang zu verleihen. Dankenswerterweise verzichtete sie auf eine Umdeutung des Stoffes, doch im Endeffekt wurde daraus nur eine etwas lahme Nacherzählung, die kaum das Feuer und Drama der Musik aufgriff. Rigolettos Zorn, Gildas Unschuld, konnte man erkennen, aber berühren zu keinem Zeitpunkt. Im ersten Bild versucht sie zu Recht einen Eindruck von der Orgie im Palast des Herzogs zu vermitteln. Doch ein bisschen Geschlechtsverkehr, ein masturbierender Zuschauer, ein Riesenphallus und ein paar tanzende Mädchen mit kurzen Röckchen machen noch lange keine Orgie aus, zumal bei Thalbach das alles wie nach der Stoppuhr abläuft. Optisch sind es vor allem die Bühnenbilder von Ezio Toffolutti, die wirklich begeistern können, besonders im dritten Akt.

Man kann nur hoffen, dass die Stadt Köln auch weiterhin die Mittel bereitstellen wird, um den Zuschauern diese Stimmen zu präsentieren zu können. Denn der Jubel am Ende der Vorstellung war entsprechend groß, natürlich auch besonders lang für Zeljko Lucic.

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