Die Oper Köln geizte für ihren neuen Rigoletto nicht mit tollen
Sängern. Nach den ersten Vorstellungen mit Korchak, Brück und Palimina holte sich
die Oper Köln Zeljko Lucic für die
Titelpartie.
Der serbische Bariton wurde seinem Ruf, der ihm vorauseilte,
sehr gerecht. Sein perfekt sitzender, vielleicht etwas monochromer Bariton verfügte
über die passende Legotokultur, aber auch über die aufbrausende, dramatische
Wucht. Doch selbst er hatte in wenigen Momenten mit dem Gürzenich-Orchester zu
kämpfen, dass offensichtlich das Forte der Sänger überschätzte. Das war aber
das einzige Manko bei den Instrumentalisten, die ansonsten einen wirklich sehr
schönen Verdi spielten. Alain Altinoglu
entlockte ihnen sehr schön sensible Momente. Eine Pause konnte bei ihm ein
spannungsgeladener Aussetzer sein und nicht nur eine notierte Stille. Etwas
mehr Feuer, etwas mehr Sogkraft hätte das Werk aber wohl vertragen können. Mit
sicherem Gehör und präzisen Einsätzen wachte der Dirigent über den heiklen
Ensembles. Beinahe aber wären die schwierigen Männerchöre zur Bühnenmusik im
ersten Bild doch noch auseinander geflogen. Ansonsten hatte Andrew Ollivant den
Chor auf seine Aufgaben gut vorbereitet.
Im Ensemble präsentierten sich zwei Männerrollen auf hohem
Niveau: Oliver Zwarg feuerte den
Fluch des Monterone mit Nachdruck ab und Dennis
Wilgenhof verlieh dem Sparafucile seinen schwarzen Bass und eine riesige
Gestalt. Neben Lucic mussten die beiden anderen Hauptpartien zwangsläufig verblassen,
schlugen sich insgesamt achtbar. Jeongki
Cho konnte als Schürzenjäger schon durch sein schmeichelndes Timbre für
sich einnehmen, das allein für sich schon ein Besuch der Aufführung wert war.
Seiner Stimme fehlte schlichtweg aber an Größe für den Herzog, der ganz mühelos
das Auditorium erreichen müsste. Jutta Böhnert
hatte als Gilda viele schöne Momente, wie etwa ihr makelloses Caro nome, oder
auch ihre Sterbeszene. Doch dazwischen gab es immer wieder Einbrüche in der
Intonation und auch die Höhe wollte nicht immer mühelos ansprechen.
Dass die beiden letztgenannten nur lediglich nette Portraits
ihrer Rollen zeigen konnten, geht sicher auch zu Lasten von Katharina Thalbachs Inszenierung. Zeljko
Lucic konnte sich durch seine lange Rollenerfahrung selber ein bisschen helfen,
der Rolle Tiefgang zu verleihen. Dankenswerterweise verzichtete sie auf eine
Umdeutung des Stoffes, doch im Endeffekt wurde daraus nur eine etwas lahme
Nacherzählung, die kaum das Feuer und Drama der Musik aufgriff. Rigolettos
Zorn, Gildas Unschuld, konnte man erkennen, aber berühren zu keinem Zeitpunkt. Im
ersten Bild versucht sie zu Recht einen Eindruck von der Orgie im Palast des
Herzogs zu vermitteln. Doch ein bisschen Geschlechtsverkehr, ein masturbierender
Zuschauer, ein Riesenphallus und ein paar tanzende Mädchen mit kurzen Röckchen
machen noch lange keine Orgie aus, zumal bei Thalbach das alles wie nach der
Stoppuhr abläuft. Optisch sind es vor allem die Bühnenbilder von Ezio Toffolutti, die wirklich
begeistern können, besonders im dritten Akt.
Man kann nur hoffen, dass die Stadt Köln auch weiterhin die
Mittel bereitstellen wird, um den Zuschauern diese Stimmen zu präsentieren zu
können. Denn der Jubel am Ende der Vorstellung war entsprechend groß, natürlich
auch besonders lang für Zeljko Lucic.
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