Nach den fulminanten Meistersingern bot die Oper Köln mit dem fliegenden Holländer den nächsten guten Wagner-Abend. Grundstein dafür war wieder einmal eine klug ausgewähltes Ensemble und eine eigene, aber nie befremdliche Sicht des Regisseurs Dietrich Hilsdorf.
Markus Poschner lies das Gürzenich-Orchester mit viel Schwung aufspielen. Besonder der steicher-Apperat klang an diesem Abend wirklich wundervoll, nicht zu 100% sicher wirkten die Blechbläser. Unverständlich war mir die Entscheidung den Aktschluss zwischen dem ersten und zweiten Akt zu wählen (ohne das als Pause zu nutzen), aber die durchkomponierte Form zwischen dem zweiten und dritten Akt.
Sehr passend zur Inszenierung war das unterschiedliche Ende der Ouvertüte und des dritten Aktes. Als Wunsch Sentas endete die Ouvertüre mit dem verklärten "Tristan-Schluss", doch die Erlösung fiel anders aus, daher der ruppige in diesem Fall hoffnungslose Schluss. Hilsdorf selber ließ zumindest das Ende des Holländers offen: Sein Bild fiel herab, als Senta mit unglüchlicher Hilfe von Erik sich selber erschießt. Die zur Handlung hinzugerufene Figur des Samiel (Gabi Daunenhauer), die zuvor den Holländer begleitet hat, lässt sich mit nackten Brüsten bei dem Jäger nieder - ein Verweis auf den Freischütz? Ansonsten bot Hilsdorf eine starke Personenführung, wenngleich er den starken Chor noch mehr hätte mit einbinden können. Seine Interpretation war nie befremdlich, das Werk konnte man in jedem Moment wieder erkennen. Dieter Richter hatte dafür ein tolles Bühnenbild geschaffen, wo die Wellen sich auf Prospekten brachen, eine Drehbühne die aufwenige Kulisse von Dalands Haus schnell preisgab.
Sängerisch gab es viel, sehr viel Licht, wenig Schatten. An Erika Sunnegardh konnte man die etwas flache Mittellage, an Lars Woldt das zuweilen stark tremolierende Vibrato bemäkeln. Aber: letzterer bot einen persönlichkeitstarken Daland mit einer sehr differenzierungsfähigen Stimme und starker Diktion. Sunnegardh beherrschte die Senta bis zum Finale ohne dass man sich auch nur eine Sekunde Sorgen um ihre stimmliche Leistung hätte machen müssen. Thomas Piffka war ein idealer Erik, Jeongki Cho ein ungemein schönstimmiger, schlank singender Steuermann. Samuel Youn schließlich differenzierte als erstklassiger Holländer sehr viel, das klang nie einfach nur Laut sondern immer sehr situations und phrasenbedingt. Neben seiner Textverständlichkeit konnte er mit einem kultiviertem Piano, einem tragfähigem, nie forciertem Forte und seiner schauspielerischem Präsenz punkten.
Die Leistungen derzeit in Köln sprechen eine deutliche Sprache, wie es mit der Oper weitergehen sollte. Dies war die vorerst letzte Premiere im sanierungsbedürftigen Opernhaus. Hoffen wir, dass das Niveau in drei jahren immer noch das gleiche ist, wenn wieder im Opernhaus gespielt wird.
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