Montag, 5. November 2012

Live in HD - Otello - 27.10.2012


Aus zeitlichen Gründen hier nur ein kurzer Nachtrag zum Otello – live in HD.

Die Inszenierung von Elijah Moshinsky ist seit 1994 im Programm und war besonders in den Chorszenen sehr statisch, sieht man einmal von Jagos Trinklied und dem folgendem Duell ab. Unrühmlicher Höhepunkt war das große Ensemble im dritten Akt, das keinerlei Spannung aufkommen ließ – so artig waren Chor und Solisten auf der Bühne positioniert. Besser gelang die konventionelle Personenführung der Solisten, wenngleich das oftmals nur ein routiniertes Abspulen bekannter Gänge war.

Kein Ruhmesblatt für die Übertragungen war die Kameraführung, die wieder einmal nicht das richtige Mittelmaß zwischen Abstand und Nähe zum Sänger hinbekam. Die Schweißperlen eines Sängers zählen zu können, ist auf keinen Fall der attraktive Höhepunkt einer Live-Übertragung.

Musikalisch konnte man einer sehr ordentlichen, aber auch nicht außerordentlichen Vorstellung der Met lauschen: Johan Botha kam aus seiner Indisposition, die ihm ein Allergie-Anfall beschert hatte, für die letzte Vorstellung zurück. Beeindruckend wie schlank und trotzdem stahlkräftig er diese Partie sang und nie ins brüllen verfiel. Renee Fleming sang wie üblich die Desdemona voller Hingabe und mit schön-silbrigem Klang. Doch stets wirkte sie mehr wie „Everybodys Darling“, so dass auch die schönsten Piano-Stellen nicht berühren konnten. Den Jago kann man in seinen Einflüsterungen gewiss auch genauer und feinfühliger singen als Falk Struckmann dies tat, doch machte seine mächtige Stimme und seine enorme Präsenz großen Effekt. Michael Fabiano setzte seinen schönen Tenor als Cassio zuweilen etwas unter Druck, machte aber durchaus neugierig auf andere Aufgaben, Veteran James Morris, der frühere Jago dieser Produktion, kehrte als starker Lodovico zurück.

Semyon Bychkov entlockte einem insgesamt gut spielenden Orchester einen schön dunklen, detaillierten Klang. Etwas mehr Drive hätte man sich noch mehr gewünscht, doch so hörte man immer Jagos zitierte Hydra, wie sie sich durch die Partitur wälzte.

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