Aus zeitlichen Gründen hier nur ein kurzer Nachtrag zum
Otello – live in HD.
Die Inszenierung von Elijah Moshinsky ist seit 1994 im Programm und war besonders in den Chorszenen sehr statisch, sieht man einmal von Jagos Trinklied und dem folgendem Duell ab. Unrühmlicher Höhepunkt war das große Ensemble im dritten Akt, das keinerlei Spannung aufkommen ließ – so artig waren Chor und Solisten auf der Bühne positioniert. Besser gelang die konventionelle Personenführung der Solisten, wenngleich das oftmals nur ein routiniertes Abspulen bekannter Gänge war.
Kein Ruhmesblatt für die Übertragungen war die
Kameraführung, die wieder einmal nicht das richtige Mittelmaß zwischen Abstand
und Nähe zum Sänger hinbekam. Die Schweißperlen eines Sängers zählen zu können,
ist auf keinen Fall der attraktive Höhepunkt einer Live-Übertragung.
Musikalisch konnte man einer sehr ordentlichen, aber
auch nicht außerordentlichen Vorstellung der Met lauschen: Johan Botha kam aus
seiner Indisposition, die ihm ein Allergie-Anfall beschert hatte, für die
letzte Vorstellung zurück. Beeindruckend wie schlank und trotzdem stahlkräftig
er diese Partie sang und nie ins brüllen verfiel. Renee Fleming sang wie üblich
die Desdemona voller Hingabe und mit schön-silbrigem Klang. Doch stets wirkte
sie mehr wie „Everybodys Darling“, so dass auch die schönsten Piano-Stellen
nicht berühren konnten. Den Jago kann man in seinen Einflüsterungen gewiss auch
genauer und feinfühliger singen als Falk Struckmann dies tat, doch machte seine
mächtige Stimme und seine enorme Präsenz großen Effekt. Michael Fabiano setzte
seinen schönen Tenor als Cassio zuweilen etwas unter Druck, machte aber
durchaus neugierig auf andere Aufgaben, Veteran James Morris, der frühere Jago
dieser Produktion, kehrte als starker Lodovico zurück.
Semyon Bychkov entlockte einem insgesamt gut spielenden
Orchester einen schön dunklen, detaillierten Klang. Etwas mehr Drive hätte man sich
noch mehr gewünscht, doch so hörte man immer Jagos zitierte Hydra, wie sie sich durch
die Partitur wälzte.
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