Mit der Aufführung am 04. November endete die
Aufführungsserie der Neuauflage von Le nozze di figaro in Köln. Das Palladium
war einmal mehr akustisch etwas ungünstig, wenngleich Benjamin Schad eine
durchaus dem Spielort angemessene Inszenierung vorlegte. Doch wirklich
begeistern konnte vor allem die Musik.
Das Gürzenich-Orchester unter Konrad Junghänel spielte einen
grandiosen, wenngleich auch nicht lupenreinen Mozart. Doch vor allem begeisterten
die musikalische Auffächerung der Partitur und das schlanke Spiel der Musiker. Insbesondere
die beiden Finali des zweiten und vierten Aktes waren im harmonischen Zusammenklang
mit den Sängern mustergültig. Erwähnt werden müssen einige Patzer im
gemeinsamen Timing, zu oft waren Sänger und Musiker auseinander, vor allem in der
Antonio-Szene klapperte es deutlich. Mark Munkittrick war daran nicht
unschuldig, aber der charmant polternde Sänger sprang auch für den erkrankten
Ulrich Hielscher ein. Ji-Hyun An war eine erstklassige Barbarina, Alexander
Fedin ein komischer Don Curzio. Vom charakterstarken Martin Koch hätte man auch
gerne die Arie des Basilio im vierten Akt gehört. Doch bei ihm wurde die arie
gestrichen, dafür durfte Hilke Andersen die der Marcellina singen. Hier klang
sie recht ordentlich, zuvor war sie mit etwas sprödem Klang als kleiner
Schwachpunkt im Ensemble aufgefallen. Sehr erfreulich war das Engagement von Gilles Cachemaille,
der in Köln sein Rollendebüt als Bartolo gab. Vital wie eh und je und auch
stimmlich in den Ensembles mit starker Präsenz stellte er vollkommen zufrieden.
Adriana Bastidas Gamboa hatte das passende Timbre sowie die
Musikalität für den Cherubino, doch irritierend waren die hochgezogenen Piani,
die in der Kehle festzustecken schienen. Matias Tosi sang einen soliden,
insgesamt guten Figaro, doch war seine Interpretation etwas zu glanzlos, zu
glatt. Stärker war Mark Stone mit aristokratischem Bariton als Graf Almaviva.
Maria Bengtsson begeisterte mit herrlichen Piani, das „Dove sono“ dementsprechend
eine Sternstunde, die leider von anwesenden Schülern zerflüstert wurde. Herrlich
auch das berühmte Duett „Canzonetta sull’aria“ wo Maria Bengtsson Stimme mit
Claudia Rohrbachs Sopran verschmolz. Deren so schön natürlich und geschmackvoll
gesungene Susanna war schlichtweg eine Offenbarung.
Keine Offenbarung aber eine ordentliche Arbeit legte
Benjamin Schad vor, der vor allem in den ersten drei Akten mit einer guten
Personenführung aufwartete. Sein „Figaro“ kam modern und doch zeitlos genug
daher, um das Handlungsbestimmende Jus primae noctis nicht stören zu lassen.
Viel Aussagekraft bekam die Inszenierung durch das Bühnenbild von Tobias
Flemming. Dessen schlicht-weißer Bühnenraum symbolisierte das soziale Gefängnis
des Grafen. Cherubino brach es zum ersten Mal auf, als er vor seinem Sprung
eine Platte in der Wand mit einem Fußtritt demontierte. Bis zum Ende des
dritten Aktes hatte sich der Raum sowie die soziale Ordnung aufgelöst. Der
folgende vierte Akt sollte nun den schwerelosen Zustand der Figuren ausdrücken,
doch leider war das viel zu spannungsarm inszeniert. Wieder einmal scheiterte
eine gute Regieidee am schwierigen vierten
Akt.
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