Montag, 5. November 2012

Le nozze di figaro - Köln, 04.11.2012


Mit der Aufführung am 04. November endete die Aufführungsserie der Neuauflage von Le nozze di figaro in Köln. Das Palladium war einmal mehr akustisch etwas ungünstig, wenngleich Benjamin Schad eine durchaus dem Spielort angemessene Inszenierung vorlegte. Doch wirklich begeistern konnte vor allem die Musik.

Das Gürzenich-Orchester unter Konrad Junghänel spielte einen grandiosen, wenngleich auch nicht lupenreinen Mozart. Doch vor allem begeisterten die musikalische Auffächerung der Partitur und das schlanke Spiel der Musiker. Insbesondere die beiden Finali des zweiten und vierten Aktes waren im harmonischen Zusammenklang mit den Sängern mustergültig. Erwähnt werden müssen einige Patzer im gemeinsamen Timing, zu oft waren Sänger und Musiker auseinander, vor allem in der Antonio-Szene klapperte es deutlich. Mark Munkittrick war daran nicht unschuldig, aber der charmant polternde Sänger sprang auch für den erkrankten Ulrich Hielscher ein. Ji-Hyun An war eine erstklassige Barbarina, Alexander Fedin ein komischer Don Curzio. Vom charakterstarken Martin Koch hätte man auch gerne die Arie des Basilio im vierten Akt gehört. Doch bei ihm wurde die arie gestrichen, dafür durfte Hilke Andersen die der Marcellina singen. Hier klang sie recht ordentlich, zuvor war sie mit etwas sprödem Klang als kleiner Schwachpunkt im Ensemble aufgefallen. Sehr erfreulich war das Engagement von Gilles Cachemaille, der in Köln sein Rollendebüt als Bartolo gab. Vital wie eh und je und auch stimmlich in den Ensembles mit starker Präsenz stellte er vollkommen zufrieden.

Adriana Bastidas Gamboa hatte das passende Timbre sowie die Musikalität für den Cherubino, doch irritierend waren die hochgezogenen Piani, die in der Kehle festzustecken schienen. Matias Tosi sang einen soliden, insgesamt guten Figaro, doch war seine Interpretation etwas zu glanzlos, zu glatt. Stärker war Mark Stone mit aristokratischem Bariton als Graf Almaviva. Maria Bengtsson begeisterte mit herrlichen Piani, das „Dove sono“ dementsprechend eine Sternstunde, die leider von anwesenden Schülern zerflüstert wurde. Herrlich auch das berühmte Duett „Canzonetta sull’aria“ wo Maria Bengtsson Stimme mit Claudia Rohrbachs Sopran verschmolz. Deren so schön natürlich und geschmackvoll gesungene Susanna war schlichtweg eine Offenbarung.

Keine Offenbarung aber eine ordentliche Arbeit legte Benjamin Schad vor, der vor allem in den ersten drei Akten mit einer guten Personenführung aufwartete. Sein „Figaro“ kam modern und doch zeitlos genug daher, um das Handlungsbestimmende Jus primae noctis nicht stören zu lassen. Viel Aussagekraft bekam die Inszenierung durch das Bühnenbild von Tobias Flemming. Dessen schlicht-weißer Bühnenraum symbolisierte das soziale Gefängnis des Grafen. Cherubino brach es zum ersten Mal auf, als er vor seinem Sprung eine Platte in der Wand mit einem Fußtritt demontierte. Bis zum Ende des dritten Aktes hatte sich der Raum sowie die soziale Ordnung aufgelöst. Der folgende vierte Akt sollte nun den schwerelosen Zustand der Figuren ausdrücken, doch leider war das viel zu spannungsarm inszeniert. Wieder einmal scheiterte eine gute Regieidee  am schwierigen vierten Akt. 

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