Gelobt wurde die Neuinszenierung der Cosi fan tutte im Palladium Köln nach der Premiere über weite Strecken. Die Zweitbesetzung am dritten Advent war aber noch nicht in der Produktion angekommen, so dass sich haarsträubende Differenzen zwischen Bühne und Orchestergraben offenbarten.
Konrad Junghänel demonstrierte hier mit dem insgesamt gut musizierendem Gürzenich-Orchester Köln seinen mittlerweile schon bekannten und geliebten Mozart-Klang. Eigentlich ist er Köln jetzt noch einen Giovanni oder eine Zauberflöte schuldig. Wirklich ärgerlich waren nur die vielen, vielen Kürzungen in Mozarts-Musik, die man teilweise nur als Flickwerk (Finale 1. Akt) hören konnte. Bei dieser Orchesterarbeit ein fataler Fehler.
In der Inszenierung von Tatjana Gürbaca hatten die Sänger viel zu tun, vor allem im ersten Akt waren sie fast schon überbeschäftigt. Das wirkte sich auch auf die sängerischen Leistungen aus, die in allen Bereichen merkwürdig diffus blieb. Einzige Ausnahme: Johannes Martin Kränzle, der mit markanter, charakterstarker Stimme einen tollen Don Alfonso sang. Nicht, dass die anderen Stimmen schlecht gewesen wären - im Gegenteil. Doch im ersten Akt konnten sie ihre Möglichkeiten nicht erreichen. Im zweiten Akt wurden ihnen größere Ruhepunkte gegönnt und schon nahm auch die musikalische Qualität zu. Jutta Maria Böhnert sang ein bewegendes Per pieta und klang dabei zum ersten Mal nicht scharf oder vage im Ton. Wie gut sie sonst singen kann, wusste ich ja noch aus dem Fidelio in Köln. Katrin Wundsam bot für die Dorabella ein sehr schönes Timbre an, war neben Kränzle der vokale Lichtblick des Abends. Matthias Klink (Ferrando) demonstrierte einmal mehr seinen schönen lyrischen Mozart-Tenor, dem es aber immer (noch) an Leichtigkeit und Geschmeidigkeit in der Höhe fehlte. Christopher Bolduc (Guglielmo) blieb im ersten Akt noch etwas blass, konnte dann im zweiten Akt mehr von seinem schlanken, überraschend hellem Bariton zeigen. Es schien als bekäme er ihn im Gewusel der Inszenierung nicht richtig auf den Körper. Romana Noack sprang für Claudia Rohrbach als Despina ein. Sie spielte mit Witz und Charme, sang die Rolle pointiert, aber mit der Neigung zu dicken Höhen.
Im schlichten Bühnenhäuschen von Ingrid Erb spielte sich die kurzweilige Inszenierung von Tatjana Gürbaca ab, die vor allem im ersten Akt nahe am Überaktionismus balancierte. Viel Witz wurde mitgeliefert, und wenn es bei Mozart ruhiger wurde, nahm auch sie sich zurück, verlor dabei aber zugleich etwas die Spannung.
Bei der Cosi lernten die Opernfreunde den zweiten Saal im Palladium kennen. Während man akustisch hier deutlich besser bedient wurde, war ein einziger Aus- und Eingang eine wahre Zumutung.
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