Lang erwartet war der Parsifal im Konzerthaus Dortmund, da Thomas Hengelbrock mit dem Balthasar Neumann Ensemble eine Art Ur-Parsifal angekündigt hatte. Leider war ich gesundheitlich angeschlagen, dazu schaltete das Wetter in Münster und im Ruhrgebiet auf Eiszeit. Daher entschloss ich mich nach dem ersten Akt nach Hause zu fahren, wissend, dass die Aufführung am Pfingstsonntag auf WDR 3 gesendet wird.
Sonst wäre mir die Entscheidung wohl noch viel schwerer gefallen. Denn wenngleich die Aufführung bis dahin keinesfalls perfekt war (was ist schon perfekt), hatte sie doch wirklich tolle Momente und Stimmen. Etwa Frank van Hove, der als Gurnemanz so deutlich artikulierte - und mit seinen Armen leider auch. Matthias Görne war ein stimmstarker Amfortas, der aber in den Leidensausbrüchen deutlich auf die Stimme drückte. Simon O'Neill machte im ersten Akt, wo er ja nicht so viel zu singen hat, neugierig auf mehr. Angela Denoke präsentierte die Kundry als schillernde Persönlichkeit. Victor von Halem orgelte irgendwo aus der Höhe den Titurel.
Überhaupt wurde der Raum auch dezent für den Klang genutzt, etwa die Gralsposaunen von außen, die Stimme aus der Höhe auf dem zweiten Rang positioniert. Einen ganz starken Eindruck hinterließ auch der Balthasar Neumann Chor und auch der Knabenchor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund. Das Balthasar Neumann Ensemble spielte bis auf wenige Ungenauigkeiten einen sehr filigranen Wagner, der sich in bombastische Ausmaße steigern konnte. Hengelbrock wählte recht zügige Tempi, so dass sich der Fluß der Musik stetig voran bewegte, den Hörer immer sanft mit sich ziehend.
Also unbedingt am 19.05. WDR 3 einschalten. Dann erlebt man auch Johannes Kränzle, dessen Rollenportrait des Klingsor begeistert gefeiert wurde.
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