Oper im Kino ist schon eine tolle Erfindung. Noch schöner wird sie allerdings, wenn man eine Oper entdecken kann, die man bislang noch nicht live im Theater gesehen hat. In London erlebt man derzeit eine Aufführungsserie von Rossini "La donna del lago", die man nur bewundern kann. Glücklich können sich die schätzen, die die Kino-Übertragung verfolgt haben.
Natürlich ist nicht alles perfekt. Das Bühnenbild von Dick Bird hätte durchaus noch etwas opulenter und farbenfroher ausfallen können, überzeugt aber durch seine praktische Umsetzung der Regie-Idee. John Fulljames verlegt die Grundhandlung in ein Museum, wo Elena, die Dame vom See lebendig wird und die Handlung ins Schottland des 16. Jahrhunderts verlagert. Die Rückwand des Museums bricht auf und ein grauer Turm ist die Heimat Elenas und ihrem Vater. Die Besucher des Museums bleiben dabei die ganze Zeit als Beobachter der Handlung präsent und greifen ab und an sogar behutsam auch ein - zum Beispiel in der Person der Albina, die als Rossini sogar ein kleines Gericht kocht.
Musikalisch kann man etwas meckern, aber nur auf hohem Niveau. Juan Diego Florez als Uberto hat man schon etwas lockerer, in den Höhen auch müheloser gehört - doch das sind nur kleine Mäckeleien angesichts einer hervorragenden Leistung. Sein tenoraler Widerpart, Roberto, wird von Colin Lee technisch nicht ganz so souverän gesungen. Er begeistert vor allem durch kräftige Höhen, feine Differenzierungen und enorme Ausstrahlung.
Hervorragend besetzt sind die beiden Mezzosoprani: Da ist Daniella Barcellona als Malcolm, super sitzt der Klang in den Koloraturen. Das Timbre ist passend zur Hosenrolle schön dunkel, ohne dahin gedrückt zu werden. So gut diese Leitung doch ist, wird sie noch um Nuancen von Joyce DiDonato übertroffen. Das innige Legato, die auf dem Atem liegenden Koloraturen - das ist schlichtweg grandios! Ergänzt wird das Ensemble durch Simon Orfila als Elenas Vater Douglas und Robin Leggate als Serano.
Michelle Mariotti führt mit viel Gefühl und Ruhe durch die Oper, um die kriegerischen Elemente dann beherzt und stark anzuheizen. Eine sehr schöne Leistung!
Insgesamt ein wirklich toller Opernabend, eine Oper, die es sich lohnt zu entdecken!
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