Sonntag, 4. September 2011

Le nozze di figaro - Detmold, 03.09.2011


Geschrieben wird in Mozarts „Figaro“ nicht wenig. Cherubino schreibt seine Canzonetten, die Gräfin und Susanna locken den Graf mit einem Briefchen in den Garten, Figaro tappt fast in die Falle mit dem Offizierspatent, Marcelina hat einen Kontrakt als Grundlage für eine Anklage... usw. Und schließlich gibt das geniale Libretto Da Pontes und die Vorlage Beaumarchaise genug Anlässe das geschriebene Wort in den Vordergrund zu rücken.

Die Inszenierung von Hinrich Horstkotte in eigener Ausstattung besticht vor allem durch eine sehr lebendige, aber auch sehr traditionelle Sichtweise. In dieser Oper ist alles an seinem richtigen Platz. Zudem gelingt es ihm sein zentrales Motiv – das (Brief-)Papier – ganz unverkrampft in Bühnenbild, Requisiten und auch Kostümen (Cherubino) einzubinden. Schon während der Ouvertüre ist fast das komplette Personal anwesend und ist beschäftigt mit seinen Papieren, während Basilio für Chaos sorgt und die Papiere vertauscht. Beim vierten Akt hätte er sich ruhig mehr trauen dürfen und den Blätterwald noch konkreter machen können
Horstkotte betont sehr das heitere Element der opera buffa, kann aber durchaus auch einige sehr ernste Szenen kreieren wie etwa den Ehestreit der Almavivas. Zudem misstraut er dem ausschließlichem lieto fine, dem glücklichem Schluss, und lässt das Ensemble demonstrativ mit Zetteln an der Rampe stehen: „Tutti contenti – alle zufrieden“ formen sie daraus und Cherubino kann wahlweise ein Ausrufungszeichen oder ein Fragezeichen dahinter setzen. Auch Dank der Beleuchtung (Walter Muschmann) ergeben sich stimmungsvolle Bilder.
Doch trotz einer gelungenen Inszenierung kam die Aufführung am 03.09. zunächst nur etwas mühsam in Fahrt, was auch an dem etwas undifferenzierten Dirigat von Erich Wächter lag. Das Symphonische Orchester spielte durchweg gut und schön, doch wurden ihm zu wenig Farben abverlangt. Vor allem in Punkte Lautstärke hätte viel mehr differenziert werden können, denn so gerieten einige Sänger doch arg ins Hintertreffen. Vor allem erwischte dies den eigentlichen Aktivposten dieser Oper: James Tolksdorf hatte zwar die passende Statur sowie Timbre für die Titelpartie, war aber durchweg zu farblos und leise, um die Dynamik der Rolle bis in den zweiten Rang des Opernhauses zu tragen. Am besten gelang ihm seine Arie im vierten Akt „Aprite un po“, wo man wirklich das ganze Potential des Sängers hören konnte.
Somit hatte der energische Graf von Andreas Jören leichtes Spiel hier die Oberhand zu behalten und er tat dies mit einer stimmlich sehr souveränen Leistung. Marianne Kienbau-Nasrawi war eine glaubhafte Gräfin, der ihr „Dove sono“ etwas besser gelang als ihr „Porgi amor“. Catalina Bertucci hatte für die Susanne die passende liebliche Erscheinung sowie einen herrlichen Sopran parat, mit dem sie restlos begeistern konnte. Als Mitglied des Opernstudios Detmold konnte Britta Strege als Cherubino einen Erfolg für sich verbuchen. Mit beachtlichem Spieltalent war sie nahezu eine Inkarnation des Pagen, auch das Timbre konnte für sie einnehmen, nur die Höhen wollten an diesem Abend nicht so rund klingen, wie man es von der Sängerin gewohnt ist.
Szenisch ungemein beflügelt wurde die Produktion zudem durch Gregor Loebel (Antonio) und Markus Gruber (Basilio), die die sehr spielfreudigen Comprimarii anführten.
Gesungen wurde die deutsche Übersetzung von Peter Brenner, was einige der Pointen gut zur Geltung brachte, allerdings war die Textverständlichkeit der Sänger längst nicht auf einheitlichem Niveau. Insgesamt ein ordentlicher Start in die neue Saison mit einigen Glanzlichtern und einer tollen Inszenierung.

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