Geschrieben wird in Mozarts „Figaro“
nicht wenig. Cherubino schreibt seine Canzonetten, die Gräfin
und Susanna locken den Graf mit einem Briefchen in den Garten, Figaro
tappt fast in die Falle mit dem Offizierspatent, Marcelina hat einen
Kontrakt als Grundlage für eine Anklage... usw. Und schließlich
gibt das geniale Libretto Da Pontes und die Vorlage Beaumarchaise
genug Anlässe das geschriebene Wort in den Vordergrund zu
rücken.
Die Inszenierung von Hinrich Horstkotte
in eigener Ausstattung besticht vor allem durch eine sehr lebendige,
aber auch sehr traditionelle Sichtweise. In dieser Oper ist alles an
seinem richtigen Platz. Zudem gelingt es ihm sein zentrales Motiv –
das (Brief-)Papier – ganz unverkrampft in Bühnenbild,
Requisiten und auch Kostümen (Cherubino) einzubinden. Schon
während der Ouvertüre ist fast das komplette Personal
anwesend und ist beschäftigt mit seinen Papieren, während
Basilio für Chaos sorgt und die Papiere vertauscht. Beim vierten
Akt hätte er sich ruhig mehr trauen dürfen und den
Blätterwald noch konkreter machen können
Horstkotte betont sehr das heitere
Element der opera buffa, kann aber durchaus auch einige sehr ernste
Szenen kreieren wie etwa den Ehestreit der Almavivas. Zudem misstraut
er dem ausschließlichem lieto fine, dem glücklichem
Schluss, und lässt das Ensemble demonstrativ mit Zetteln an der
Rampe stehen: „Tutti contenti – alle zufrieden“ formen sie
daraus und Cherubino kann wahlweise ein Ausrufungszeichen oder ein
Fragezeichen dahinter setzen. Auch Dank der Beleuchtung (Walter
Muschmann) ergeben sich stimmungsvolle Bilder.
Doch trotz einer gelungenen
Inszenierung kam die Aufführung am 03.09. zunächst nur
etwas mühsam in Fahrt, was auch an dem etwas undifferenzierten
Dirigat von Erich Wächter lag. Das Symphonische Orchester
spielte durchweg gut und schön, doch wurden ihm zu wenig Farben
abverlangt. Vor allem in Punkte Lautstärke hätte viel mehr
differenziert werden können, denn so gerieten einige Sänger
doch arg ins Hintertreffen. Vor allem erwischte dies den eigentlichen
Aktivposten dieser Oper: James Tolksdorf hatte zwar die passende
Statur sowie Timbre für die Titelpartie, war aber durchweg zu
farblos und leise, um die Dynamik der Rolle bis in den zweiten Rang
des Opernhauses zu tragen. Am besten gelang ihm seine Arie im vierten
Akt „Aprite un po“, wo man wirklich das ganze Potential des
Sängers hören konnte.
Somit hatte der energische Graf von
Andreas Jören leichtes Spiel hier die Oberhand zu behalten und
er tat dies mit einer stimmlich sehr souveränen Leistung.
Marianne Kienbau-Nasrawi war eine glaubhafte Gräfin, der ihr
„Dove sono“ etwas besser gelang als ihr „Porgi amor“.
Catalina Bertucci hatte für die Susanne die passende liebliche
Erscheinung sowie einen herrlichen Sopran parat, mit dem sie restlos
begeistern konnte. Als Mitglied des Opernstudios Detmold konnte
Britta Strege als Cherubino einen Erfolg für sich verbuchen. Mit
beachtlichem Spieltalent war sie nahezu eine Inkarnation des Pagen,
auch das Timbre konnte für sie einnehmen, nur die Höhen
wollten an diesem Abend nicht so rund klingen, wie man es von der
Sängerin gewohnt ist.
Szenisch ungemein beflügelt wurde
die Produktion zudem durch Gregor Loebel (Antonio) und Markus Gruber
(Basilio), die die sehr spielfreudigen Comprimarii anführten.
Gesungen wurde die deutsche Übersetzung
von Peter Brenner, was einige der Pointen gut zur Geltung brachte,
allerdings war die Textverständlichkeit der Sänger längst
nicht auf einheitlichem Niveau. Insgesamt ein ordentlicher Start in
die neue Saison mit einigen Glanzlichtern und einer tollen
Inszenierung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen