Münster Die laufende Saison der Live-Übertragungen aus der
Metropolitan Opera neigt sich dem Ende zu und kurz vor Schluss gab es endlich mal
Mozart zu hören. Kaum zu glauben: die „Così fan tutte“ am Samstagabend war erst
die zweite Oper des Komponisten seit dem Beginn der Übertragungen im Jahr 2007.
Die „Così“ machte freilich Lust auf mehr Mozart. Vor allem musikalisch zeigte
sich ein engagiertes und homogenes Ensemble den Ansprüchen gewachsen.
Die Produktion von Lesley
Koenig hat schon etliche Jahre auf dem Buckel und zelebriert recht deutlich
eine sehr ordentlich umgesetzte Opera buffa. Im ersten Akt durften die beiden
als Albaner verkleideten Liebhaber so herzhaft albern um die jeweils andere
Frau werben, dass an eine ernsthafte Affäre nicht zu denken war. Recht schön,
wenn auch nicht wirklich spektakulär fiel das Bühnenbild von Michael
Yeargan aus, das immerhin für einen flüssigen Szenenübergang sorgte. Schön
klassisch waren seine Kostüme. Wirkliche Impulse brachte die Inszenierung jetzt
nicht mit. Über weiten Strecken ging es traditionell lustig mit wenig Tiefgang.
Der zweite Akt fiel wie gewohnt etwas melancholischer aus als der erste Akt. Dafür
wussten die Sänger mit umso mehr aus ihren Partien zu holen. Maurizio Muraro war ein solider, etwas
behäbiger Don Alfonso. Rodion Pogossov
als kernig-selbstbewusster Guglielmo und der großartige Matthew Polenzani als leidenschaftlich-lyrischer Ferrando konnten sich
zunächst sehr spielfreudig austoben, ehe sie im zweiten Akt dann die tragische
Tragweite des Geschehens erkennen mussten. Die beiden Damen waren aber auch
wirklich begehrenswert: Isabel Leonard
als schön timbrierte Dorabella gab als erste nach. Susanna Phillips focht als Fiordiligi so herzergreifend noch manchen
inneren Kampf aus, dass man ihr durchaus mehr Standhaftigkeit zugetraut hätte.
Mit ihrer technisch durchgebildeten Stimme bot sie wohl die beste Leistung im
Ensemble. Überzeugend spielte auch Danielle
de Niese eine quirlige Kammerzofe Despina.
Wie schön Mozart klingen kann, demonstrierte Hausherr James Levine. Körperlich gehandicapt,
fixierte die Kamera bei der Ouvertüre sein ansteckendes Lächeln, dass die
Sänger und besonderes das herrlich aufspielende Orchester zu Höchstleistungen
anspornte. Es fiel einmal mehr auf, dass, wenn „Jimmy“ Levine am Orchester
steht, dieses noch entfesselter aufspielt. Diese „Cosi“ klang alles andere als
historisch orientiert und pulsierte doch mit teilweise raschen Tempi (Donne mie
la fate a tanti). Auch die langsame Reflektion wurde sehr sorgfältig und voller
Innenspannung umgesetzt (Per pieta) Somit ist die Vorfreude auf die dritte
Mozart-Oper im Oktober groß. Denn dann wird Levine die Neuproduktion von „Le
nozze di figaro“ dirigieren, die am 18. Oktober im Kino zu sehen sein wird.
Eröffnet wird die neue Saison schon eine Woche vorher mit Verdis „Macbeth“, wo
sich Anna Netrebko als Lady Macbeth präsentieren wird.
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