Dienstag, 29. April 2014

Live in HD - Così fan tutte - Met/Münster, 26.04.2014

Münster Die laufende Saison der Live-Übertragungen aus der Metropolitan Opera neigt sich dem Ende zu und kurz vor Schluss gab es endlich mal Mozart zu hören. Kaum zu glauben: die „Così fan tutte“ am Samstagabend war erst die zweite Oper des Komponisten seit dem Beginn der Übertragungen im Jahr 2007. Die „Così“ machte freilich Lust auf mehr Mozart. Vor allem musikalisch zeigte sich ein engagiertes und homogenes Ensemble den Ansprüchen gewachsen.


Die Produktion von Lesley Koenig hat schon etliche Jahre auf dem Buckel und zelebriert recht deutlich eine sehr ordentlich umgesetzte Opera buffa. Im ersten Akt durften die beiden als Albaner verkleideten Liebhaber so herzhaft albern um die jeweils andere Frau werben, dass an eine ernsthafte Affäre nicht zu denken war. Recht schön, wenn auch nicht wirklich spektakulär fiel das Bühnenbild  von Michael Yeargan aus, das immerhin für einen flüssigen Szenenübergang sorgte. Schön klassisch waren seine Kostüme. Wirkliche Impulse brachte die Inszenierung jetzt nicht mit. Über weiten Strecken ging es traditionell lustig mit wenig Tiefgang. Der zweite Akt fiel wie gewohnt etwas melancholischer aus als der erste Akt. Dafür wussten die Sänger mit umso mehr aus ihren Partien zu holen. Maurizio Muraro war ein solider, etwas behäbiger Don Alfonso. Rodion Pogossov als kernig-selbstbewusster Guglielmo und der großartige Matthew Polenzani als leidenschaftlich-lyrischer Ferrando konnten sich zunächst sehr spielfreudig austoben, ehe sie im zweiten Akt dann die tragische Tragweite des Geschehens erkennen mussten. Die beiden Damen waren aber auch wirklich begehrenswert: Isabel Leonard als schön timbrierte Dorabella gab als erste nach. Susanna Phillips focht als Fiordiligi so herzergreifend noch manchen inneren Kampf aus, dass man ihr durchaus mehr Standhaftigkeit zugetraut hätte. Mit ihrer technisch durchgebildeten Stimme bot sie wohl die beste Leistung im Ensemble. Überzeugend spielte auch Danielle de Niese eine quirlige Kammerzofe Despina.

Wie schön Mozart klingen kann, demonstrierte Hausherr James Levine. Körperlich gehandicapt, fixierte die Kamera bei der Ouvertüre sein ansteckendes Lächeln, dass die Sänger und besonderes das herrlich aufspielende Orchester zu Höchstleistungen anspornte. Es fiel einmal mehr auf, dass, wenn „Jimmy“ Levine am Orchester steht, dieses noch entfesselter aufspielt. Diese „Cosi“ klang alles andere als historisch orientiert und pulsierte doch mit teilweise raschen Tempi (Donne mie la fate a tanti). Auch die langsame Reflektion wurde sehr sorgfältig und voller Innenspannung umgesetzt (Per pieta) Somit ist die Vorfreude auf die dritte Mozart-Oper im Oktober groß. Denn dann wird Levine die Neuproduktion von „Le nozze di figaro“ dirigieren, die am 18. Oktober im Kino zu sehen sein wird. Eröffnet wird die neue Saison schon eine Woche vorher mit Verdis „Macbeth“, wo sich Anna Netrebko als Lady Macbeth präsentieren wird. 

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