Mit etwa 35 Minuten Verspätung ging die in New York die Vorstellung von Wagners "Walküre" los. Grund dafür waren die Tücken der anspruchsvollen Bühnentechnik. Doch bevor man dieses technsiche Meisterwerk obt, muss man zuerst das hervorragende Sängerensemble würdigen:
Für mich war eine gute Deborah Voigt die schlechteste im Ensemble wegen ihrer schwachen Deklamation und einer nicht gut gearbeiteten Mimik. In der Körpersprache gelang ihr sehr glaubhaft das jugendliche Mädchen, das Gesicht wollte ihre Emotionen einfach nicht mittragen. Gerade die Nähe der Kameras machte das mehr als deutlich. Hans Peter König habe ich schon eindrucksvoller gehört als an diesem Abend, aber er war insgesamt ein ordentlicher Hunding.
Überraschung des Abends war für mich Stepahnie Blythe als Fricka. Sie war gerade technisch in der oft gekeiften und schrillen Partie sehr sicher, gab der Fricke viele Facetten und eine gehörige Portion Autorität. Auch Bryn Terfel überraschte mich sehr positiv, wirkte er stimmlich sehr viel frischer als Videos aus dieser Walküren-Srie vermuten ließen. Sicher waren da einige doch schon sehr gebellte Momente drin, auch einge exponierte Töne löste er aus der Linie und plazierte sie hinter den Orchesterschlag. Aber was für schöne, schlichte Linien vermochte er zu singen: "Der Augen leuchtendes Paar" zum Beispiel. Von seiner ganzen Figur und dem Timbre her war er sehr ideal für die Partie.
Optische und vokale Harmonie machten das Wälsungenpaar aus: Hervorragend war Jonas Kaufmann als Siegmund, dessen dunkles Timbre wie die Faust aufs Auge zu der baritonalen Partie passt. Gewöhungsbedürftig seine italienischen Schluchzer, die er besser weglassen sollte. Auch Eva Maria Westbroek hatte ich nach ihrer Sieglinde in Bayreuth (2009?) so erwartet und sie wurde mit einer elektrisierenden Darbietung, gesanglich sehr geschmackvollen dem voll gerecht.
Schade, dass Robert Lepage nach einem tollen Beginn des ersten Aktes die Kurve der Leidenschaft nicht mit nach oben zog, das war mir viel zu bieder. Besser gelang in der Personenführung der zweite Akt, mal abgesehen von der völlig harmlosen Kampfszene Die darauffolgende Sterbeszene Siegmunds war dagegen sehr berührend.
Grandios die Maschinerie des Bühnenbildes, das sich vom Wald zum Hausdach, zu Felsen und zum Berg verändern kann. Beim Walkürenritt sitzen die Walküren auf den beweglichen Planken, so, dass es aussieht als würden sie auf ihren Pferden reiten. Nachdem sie spektakulär auf die bühne gerutscht waren (und dabei noch toll gesungen hatten!) mussten sie allerdings Knochen einsammeln, was sich mir nicht ganz erschloss.
Wunderschön war die Projektion des schneebedeckten Walkürenfelsen auf der aufgerichteten Bühnenwand, von dem sich bei einigen von Wotans Ausbrüchen eine Lawine löste. Spektakulär gelöst auch der Feuerzauber, wo die auf dem Kopf liegende Brünnhilde mit ihrer brennenden Felswand nach oben gezogen wird. Allerdings hat mich da manch schlichtere Umsetzung mehr berührt.
James Levine ist seit jeher ein wundervoller Dirigent in Sachen Wagner. Auch gestern schwelgten er und das insgesamt gute Orchester der Met in der Musik wagners. Die zahlreichen Stillstand-Momente wurden spannungsgeladen gehalten, die dramatischen Aufschwünge zupackend genommen.
Insgesamt war die "Walküre" ein würdiger Abschluss für die Übertragungs-Saison!
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