Montag, 27. Juni 2011

Die Meistersinger von Nürnberg - live im Kino - 26.06.2011

Ich bin seit langem ein Fan des Baritons Gerald Finley und war umso überraschter als ich letztes Jahr von seinem anstehenden Debüt als Hans Sachs las. Doch schon seine ersten Takte wischen all meine Bedenken beiseite. Sein bronzenes Timbre passt hervorragend zur Figur, seine Rollen Gestaltung ist zutiefst menschlich, durchaus auch gezeichnet von der Midlife-Krise eines Mannes, der schon viel in seinem Leben verloren hat. In der Inszenierung von David McVkar schaut er zu Beginn des dritten Aktes auch sehr resigniert auf das Gemälde von seiner verstorbenen Frau und ihren gemeinsamen Kindern, das sonst verdeckt in der Ecke steht. Ein schlichter, berührender Augenblick kongenial zur Musik des Vorspiels.

Dienstag, 14. Juni 2011

Macbeth - Live im Kino - 13.06.2011

Was für ein Sängerfest: Verdis „Macbeth“, der aus London live ins Kino übertragen wurde, begeisterte mit einer homogenen Besetzung, die ohne Ausfall das Werk zu einem spannenden Thriller machte. Dabei wurde die Spannung nicht unfreiwillig durch manche Sorge um das Durchhaltevermögen der Sänger/in insbesondere der Titelpartien erzeugt, sondern eben durch die Beherrschung der mörderischen Rollen.

Montag, 13. Juni 2011

Hoffmanns Erzählungen - Osnabrück, 12.06.2011

In Osnabrück zeigt sich Hoffmanns Erzählungen mehr von der Seite des Regisseurs Lorenzo Fioroni und seines Co-Regisseurs Jan-Richard Kehl, der den verletzten Fioroni in den letzten Wochen der Probenphase vertrat. Jaques Offenbach kommt bei dieser Sicht eindeutig zu kurz, was auch die vielen Striche in der Partitur belegen. Trotzdem wird die Oper mit 3 Stunden und 20 Minuten zu einer recht langatmigen Angelegenheit, was viel zu Lasten der Regie ging, die viel wollte und doch wenig erreichte.

Samstag, 4. Juni 2011

Luisa Miller, Aalto Theater Essen, 29.05.2011

Seit 2001 befindet sich Hilsdorfs Produktion der Luisa Miller im Programm und auch mich hat sie sehr begeistert. Allerdings - gerade wenn man seinen Wildschütz in Bonn gesehen hat - merkt man schon, dass sich Hilsdorf Chiffren öfters wiederholen. Auch im Luisa Miller konfrontiert er deutlich Volk und Adel in vorrevolutionärer Stimmung. Der Adel jagdt die Menschen, benutzt sie als Fußmatten unter dem roten Teppich, das Volk tuschelt unter sich, verteilt Flugblätter im Publikum (ganz ähnliche wie im Wildschütz) und greift letztendlich zu den Waffen.
Nichts desto trotz sind Hilsdorf Bilder gelungen, zumal Bühne und Kostüme (Dieter Richter und Renate Schmitzer) das Konzept sehr eindrucksvoll bebilderten. Hinter dem intimen, ärmlichen Raum der Luisa Miller schimmerte immer wieder die kalte Welt des Adels durch.
Musikalisch war es sehr ordentlich, das Essener Orchester spielten unter Volker Perplies wirklich engagiert und sehr farbenreich. Die herausragende Olga Mykytenko sang die Luisa Miller so schön als wollte sie Steine erweichen, im Duett mit ihrem Bühnenvater Kiril Manolov, der ebenfalls sehr differenziert sang, vermochten beide zu berühren. Starke Sänger und Persönlichkeiten waren mit Almas Swilpa (Wurm) und Marcel Rosca (Conte di Walter) aufgeboten. Zurab Zurabishvili hatte keinen guten Abend erwischt und verlor zunehmend die Kontrolle über die sonst sehr gute Höhe. Yaroslava Kozina (Frederica) und Marie Helen Joel (Laura) werteten ihre kleinen Rollen deutlich auf. Den Spagat im Rollenwechsel zwischen Volk und Adel meisterte der Opernchor des Aalto meisterlich.